Neue Musik Nacht 3.0 „so fern so nah“

 

FRANKFURT. Beständig wechselnde Corona-Regeln formulierten den kreativen Auftrag: Die Neue Musik Nacht 3.0 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) sollte auch in diesem Jahr stattfinden. Glücklich entdeckten die Macher eine interaktive Online-Plattform, auf der sich die Livestreams der Konzerte mit Online-Spielen und Zoom-Treffen, auch der Besucher untereinander, kombinieren ließen. …weiterlesen

„Klassik-Band“ Spark als Gast der Klosterkonzerte

 

FRANKFURT. Als Gast der „Klosterkonzerte“ zeigte das Ensemble Spark in seinem Programm „Be Baroque“, was gute Musik ist. Die fünf Musiker hatten sich 2007 zur „Klassik-Band“ Spark zusammengeschlossen, um Meisterwerke der Musikgeschichte so zu vermitteln, dass sie zünden, wie Rockmusik. Ohne Elektronik, ohne Showeffekte. Nur mit Blockflöten, Geige, Cello und Klavier. Vier Jahre später wurden sie mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet.

Bei ihrem Konzert im Karmeliterkloster begeisterten sie trotz erschwerter Bedingungen: Indem das Publikum ausgeschlossen blieb, fehlten nicht nur die „Dämpfer“ gegen die Überakustik im Refektorium. Ihr Musizierstil ist auf Blickkontakte mit dem Publikum ausgelegt, die beim Aufschaukeln von musikalischen Energien wie Katalysatoren wirken: Die Blockflötisten Andrea Ritter und Daniel Koschitzki und die Streicher Stefan Balazsovics (Geige) und Victor Plumettaz (Cello) spielen auswendig. Nur Pianist Christian Fritz hat Blätter vor sich, die eher Improvisations-Skizzen als Noten ähneln. Flötisten und Geiger agierten im Stehen. Das erfordert und steigert eine uneingeschränkte Präsenz und Vitalität.

Gute Musik braucht diese Präsenz und Energetik, aber auch hochwertige Substanz nebst ebenso hochwertiger „Rückverdünnung“: den Spielern muss durch und durch klar sein, was sie spielen und mit welchen Mitteln sie die Wiederbelebung durch die Interpretation vornehmen. Da machen es die Spark-Mitglieder wie Johann Sebastian Bach, der sich fremde Werke zu eigen machte, indem er sie bearbeitete. Noch heute empfehlen manche Kompositionslehrer das Abschreiben von Werken als erbarmungslos gründliche Methode, sich bei jeder Note zu fragen: warum hat der Komponist das so und nicht anders gemacht? Im Bearbeiten fremder Werke geht diese intensive Form der Aneignung noch einen Schritt weiter. Bach nahm ein Konzert von Vivaldi für vier Violinen und Cello (RV 580) und machte daraus sein Konzert in a-Moll BWV 1065 für vier Cembali. Wie Konzertveranstalter Thomas Rainer im parallelen Chat genau kommentierte, schöpften die beiden Spark-Blockflötisten Andrea Ritter und Daniel Koschitzki ihr Arrangement aus beiden Werken zugleich. Den Finalsatz vermittelte das Ensemble so perlend und blubbernd wie sprudelndes Wasser. Wie der Stuttgarter Komponist Sebastian Bartmann, von dem sie etwa „d minor“ spielten, erweitern auch sie das barocke Notengerüst mit Techniken der Minimal Musik, übertragen Techniken der elektronischen Musik wie Loops oder Arpeggiatoren auf akustische Instrumente zurück und lassen sich von Luciano Berio inspirieren. Hinzu kommen instrumentale Raffinessen, die etwa der Geigenkunst von Sinti und Roma entstammen. Und Songs der Beatles: In seinem Projekt „Beatles go Baroque” hatte Peter Breiner sie zu Concerti grossi im Bach-Stil verarbeitet. Aus ihnen spielte Spark „Michelle“ und „Help“. „Help“ auch mit der programmatischen Absicht, der von Corona-Maßnahmen gebeulten Musik zu helfen: Auch die Konzertagentur Allegra, die nicht nur etablierte Ensembles wie Spark einlädt, sondern ganz besonders auch jungen, noch unbekannten Künstlern Bühnenerfahrung ermöglicht, bangt um ihre Existenz. Auch, wenn sich aktuell über die Crowdfunding-Plattform „kulturMut“ noch genügend Unterstützer zusammengefunden haben, um wenigstens diese Konzertsaison noch zu ermöglichen.

DORIS KÖSTERKE
17.5.2021

weitere, ebenfalls durch Crowdfunding ermöglichte Konzerte am 27.06., 11.7. und 3.10.2021, jeweils um 17 Uhr.

 

Barocknacht 2020 im Corona-Modus

Kaum bekanntgegeben, war sie schon ausverkauft, die Barocknacht 2020 am Institut für historische Interpretationspraxis (HIP) an der Frankfurter Musikhochschule (HfMDK). In früheren Sommern bestand sie aus vielen kleinen parallelen Konzerten. Über den Nachmittag und den früheren Abend hinweg stellten sich darin die einzelnen Musikerinnen und Musiker vor, die dann in einer großen, oft bis nach Mitternacht währenden Opernaufführung vereint waren. Das Programm tourte durch Burgen und Schlösser des Rhein-Main-Gebiets, die ihm einen jeweils spezifischen atmosphärischen und kulinarischen Rahmen gaben. Freunde und Verwandte reisten an, um ihre persönlichen Hoffnungsträger auf den Bühnen zu erleben. Die gehobene Stimmung aus Wiedersehens- und Gaumenfreuden stand über Nervosität und Perfektion.

Corona prägt die Barocknacht 2020

In diesem Jahr war der Event auf drei Konzerte in der Musikhochschule kondensiert, zwischen denen man sich entscheiden musste. Wer keine der sehr raren Karten mehr bekommen hatte, konnte die Konzerte im Livestream verfolgen. Eine Pressekarte war nur noch für den späten Abend zu bekommen. Man betrat den Kleinen Saal mit den stark ausgedünnten Sitzreihen und suchte sich einen nicht in Dunkelgrün oder Violett überklebten Platz im Bewusstsein, an etwas ganz Besonderem teilzuhaben.

Erbarmungslos anspruchsvoll

Statt großer Oper gab es kleine, erbarmungslos anspruchsvolle Kammermusikformationen, beginnend mit der Sonate VI für zwei Celli aus dem Livre II (1735, Paris) von Jean Baptiste Barriere (1707-1747). Barrier war ein Virtuose, der wohl primär zur cellistischen Selbstdarstellung komponierte. Die Rollen waren sehr ungleich verteilt: Felicitas Weissert leistete die offensichtliche virtuose Schwerstarbeit. Souverän bespielte sie das Griffbrett in den Lagen, für die man weit über den Corpus hinweggreifen muss: Selbst versierte Barockcellisten, die es unendlich lieben, ihr Instrument innig mit den Beinen zu fixieren, wünschen sich für solche Passagen einen stabilisierenden Stachel. Aber Felicitas Weissert meisterte das ohne sichtliche Schwierigkeiten. Ihr gegenüber hatte Ena Markert für exakte Grundierungen und Akzente zu sorgen – keine triviale Aufgabe, besonders in Hochgeschwindigkeits-Springbogenpassagen.

Redlich, neckisch, fesselnd

In der „Clavier-Übung“ von Vincent Lübeck bemühte Kadra Dreizehnter sich redlich, den sich jeweils aus Arpeggien-Schauern herausschälenden Themen einen emotionalen Sinn zu geben. In Telemanns Kanonischer Sonate Nr. 1, op. 5, TWV 40 zeigte Blockflötistin Sonja Radzun viele technische Finessen, während Marlene Crone auf der Barockvioline durch exakte Intonation und neckisches Spiel für sich einnahm. Mit sicherer Technik, reicher Agogik und fesselnder Bühnenpräsenz bestach Maria Carolina Pardo Reyes in drei Sätzen aus Bachs Erster Cellosuite. In der Sonata a 2 in c-Moll für Oboe und Fagott von Johann David Heinichen (1683-1729) überzeugten Christina Hahn (Fagott) und Ortrun Sommerweiß (Cembalo) durchweg mit klangschönen, tragfähig durchgestalteten Spannungsbögen. Oboist Alexandru Nicolescu wirkte so, als habe er sich vor allem auf das abschließende Allegro vorbereitet, das ihm dann auch technisch wie klanglich entsprechend gelang.

Reicher Nachklang

Der Abend beschloss Bachs Flötensonate in g-Moll, BWV 1034 als ein von der Blockflötistin Dongju Seo und Flóra Fábri am Cembalo geschliffenes Juwel. Ein Nachklang ihrer plastischen Phrasierungen, ihrer klangschönen organischen Sanglichkeit und ihrer musikantisch sprühenden Energetik begleitete durch den Rest der Nacht.

DORIS KÖSTERKE
19.07.2020

Maurice Steger und seine Schüler

Eine aufsteigende Folge lang ausgehaltener Töne eröffnet die vor 1630 komponierte Sonata seconda per canto solo von Giovanni Battista Fontana. Während Maurice Steger sie spielte, lauschte er aufmerksam in den Raum der Mainzer Seminarkirche hinein, in dem die von ihm hervorgebrachten Klänge ihr eigenes Leben zu führen begannen. …weiterlesen

Milo Machover öffnet einen Himmel voller Gamben

Wenn ein Musiker in die Hölle kommt, besagt ein Scherzspruch, müsse er von früh bis spät Musik von Blockflöten ertragen. Doch wir wissen ja von den Stoikern, dass die Wirklichkeit niemals so schlimm ist wie die Angst davor. Und dass man sich auf schlimme Zustände vorbereiten kann, indem man den Umgang mit ihnen einübt. Konkret: man setze sich bewusst einer Überdosis an Blockflöten aus und übe sich im Bewahren heiterer Seelenruhe!

Barocknacht auf Burg Kronberg

So gesehen stand die in diesem Jahr besonders hohe Konzentration an Blockflöten in der Barocknacht des Instituts für Historische Interpretationspraxis (HIP) der Frankfurter Musikhochschule eindeutig im Zeichen der Stoa. Obwohl Stoiker Seneca in Monteverdis Oper „L’incoronazione di Poppea“, die zum Abschluss der Barocknacht-Premiere auf Burg Kronberg von den Instrumentalisten des HIP und dem Kolleg „BAROCK-VOKAL“ der Uni Mainz gemeinsam in der Johanniskirche aufgeführt wurde, gar nicht gut wegkommt.

Seneca als Sugar-Daddy

Das lag keineswegs an Florian Küppers, der den Lehrer Neros mit trag- und ausbaufähigem schwarzen Bass sang, während singende Knaben ihn in dieser (unter Mitarbeit von Karl Böhmer) angenehm unernsten Inszenierung wie einen Sugar-Daddy umschwärmten. Das lag an Nerone, vom Altus Jeff Mack trefflich als penetrantes Enfant terrible dargestellt, das seine Gattin Ottavia (stimmgewaltig: Anna Schors) verstoßen und Poppea (angenehm timbriert: Julie Grutzka) heiraten will. Senecas moralisches Gesülze geht ihm dabei auf die Nerven und er befiehlt dessen Selbstmord.

Als Amme taugt auch ein Mann

Über die Hochzeit freut sich besonders Poppeas Amme Arnalta (gespielt von Justin Schütz, und zwar toll!), in Erwartung, damit in den Rang einer großen Dame aufzusteigen. Und Armor natürlich, behände gesungen von Ines Vinkelau, der aber ohnehin um seine heimliche Allmacht weiß. Als Antiheld des Abends überzeugte Rodrigo Sosa Dal Pozzo als Ottone.

Techniken aus heutiger Zeit in die Barockmusik getragen

Im Instrumentalensemble der HIP–Abteilung fielen die Lautenisten Sergio Bermudez und Christian Sprenger auf, weil sie lautmalerische Techniken aus heutiger Zeit in die Barockmusik integrierten.

Vor der „Krönung“ hatte man in zwei bis drei parallelen Mini-Konzerten nur selten Gelegenheit, der Übermacht der Blockflöten zu entgehen und konzentrierte sich auf zwei hervorragende Musikerinnen in der Bassgruppe, Roxana Neacsu (Cembalo) und Christine Vogel (Violone).

Milo Machover öffnet einen Himmel voller Gamben

Zwischen den Exerzitien eines weisen Erduldens von Höllenqualen in heiterer Gelassenheit erlebte man auch einen Ausblick in einen Himmel voller Gamben: In allen Kulturen versuche man, über seine Singstimme mit Gott zu kommunizieren, erzählte Ensembleleiter Milo Machover zur Einführung. Im Salve regina à 6 in alternatim von Jacob Obrecht (1457–1505) sangen die sechs Gambisten zunächst jede Gebetszeile gemeinsam, um sie dann im Instrumentalspiel zu vertiefen und vermittelten eine Grundfunktion von Musik überhaupt: eine über Konfessionen erhabene „Religio“ an etwas, das mehr ist, als das einzelne Ich.

Die wohl intensivste Abhärtung für die Musikerhölle voller Blockflöten ist wohl die, selbst Blockflöte zu unterrichten. Das All Recorder Teachers Consort spielte auf zylindrisch gebohrten Renaissance-Blockflöten, die, im Gegensatz zu den konisch gebohrten Barockblockflöten, in der Tiefe sonor und in der Höhe fragil klingen. Mit dieser Option ist es in der Hölle für Musiker vielleicht dann doch nicht so schlimm.

DORIS KÖSTERKE

 

08.07.2018

Giovanni Antonini und Ottavio Dantone

„Erforderte die Begleitung einer Sängerin eine obligate Flötenstimme, griff der Pultstar kurzerhand ins Jacket [sic!], holte das auf Betriebstemperatur gebrachte Instrument heraus und übernahm selbst diesen Part, natürlich dabei weiter dirigierend“, hieß es in der Konzertankündigung über Giovanni Antonini. Auf Einladung der „Frankfurter Bachkonzerte“ war der „Il Giardino Armonico“-Gründer zusammen mit dem Cembalisten Ottavio Dantone und vier Mitgliedern der Blockflötenfamilie (Tenor, Alt, Sopran und Sopranino) in den Mozart Saal gekommen. Um die Stimmung einer Flöte zu überprüfen, blies Antonini ein paar rauschend arpeggierte Kadenzen in den Resonanzraum des Cembalos. Dem folgten fast zwei Stunden gesteigerte Intensität: Das Minenspiel des Flötisten zeigte, wie er jedem einzelnen Ton eine Sonderbehandlung zukommen ließ, um ihn klanglich wie intonatorisch zu optimieren. Mund, Rachen, Gaumen, Zäpfchen, Nasenwurzel: sie alle haben Einfluss auf den Blockflötenton, der noch keine Musik ist. Aber was ist Musik?

Zwei Stücke von Andrea Falconieri, La Suave melodia und La Monarca, wirkten wie in Töne gefasste gesprochene Sprache, analytisch gegen den Strich gebürstet. Eine reich improvisierte Kadenz leitete über zu viel orchestrierter Stille in Dario Castello Sonata prima a soprano solo. Ihr akrobatisch lang ausgehaltener, dabei noch decrescendierender Schlusston mündete nahtlos in den Anfangston der Ricercata Seconda für Cembalo solo von Aurelio Virgiliano, in der Ottavio Dantone das Cembalo im vollendeten Legato aussingen ließ.

Dantones klare Unterscheidung zwischen tragender Melodik und akkordischem Rauschwerk in den Scarlatti-Sonaten K87 und K 27 erinnerte an Schopenhauers Diktum von der Architektur als gefrorener Musik. Das Zusammenwirken der beiden Musiker in Arcangelo Corellis „La Follia“ ließ an Bewegungen denken, die real nicht möglich sind, wie etwa Stabhochsprung-ähnliche Sieben-Meilen-Schritte anhand einer in hörbar großen Bögen einstechenden Lanze.

In den Flötensonaten von Francesco Mancini und von Händel, in Bachs Chromatischer Fantasie und Fuge BWV 903 und der aus klanglichen Gründen nach g-Moll transponierten Flötensonate BWV 1034 war die experimentelle, hinterfragende und analytische Phase des Konzerts endgültig in eine kulinarische übergegangen, die dennoch das zuvor bewusst gemachte erkennen ließ: Sprachähnlichkeit, Umgang mit Stille, kolorierende Verzierungen, klangliche Stimmungen in klarer Architektur, phantastische Bewegungsabläufe und instrumentale Akrobatik, etwa beim Heben des Beines, um zur Erzeugung von Spitzentönen auch das Loch im Schallbecher der Blockflöte zu schließen.

Die galante Zugabe stammte wohl von Nicolò Fiorenza (~1700–1764).

DORIS KÖSTERKE

Das Tollste an Felix Koch

Felix Koch und sein Neumeyer Consort

Das Tollste an Felix Koch sind seine Phrasierungen: Wenn Musiker ihre Hände einfach laufen lassen, um den Notentext best- und schnellstmöglich zu reproduzieren, dient das bestenfalls einer angenehmen Berieselung der Zuhörer. Aber Felix Koch „singt“ die Noten auf seinem Cello, mit dem Bogen „atmend“, wie einer, der etwas Spannendes erzählt. Mit diesem kleingliedrigen Atemrhythmus übernimmt man als Zuhörer unwillkürlich die innere Erregung des Erzählenden. Man denkt mit, entwickelt Erwartungshaltungen, die erfüllt, getäuscht oder übertroffen werden. Im jüngsten Konzert im Holzhausenschlösschen mit kammermusikalischen Sinfonien und Kantaten von Georg Philipp Telemann, das die Veranstaltungsreihe der Frankfurter Bürgerstiftung zum 250. Todestag des Komponisten eröffnete, übertrug sich diese Haltung auch auf fast alle seiner Mitspieler, allen voran auf die beiden Bläser, Sophie Roth (Traversflöte) und Johannes Herres (Blockflöte), während man bei der Sopranistin Jasmin Hörner im Rezitativ der Kantate zum Sonntag „Rogate“ aus Telemanns Hausmusik-Zyklus „Der Harmonische Gottesdienst“ dachte: wenn sie mehr Mut zu dramaturgisch wirksamen Pausen aufbrächte, um (frei nach Morton Feldman: ) einer musikalischen Sinneinheit die nötige Zeit zu lassen, um von der Bühne in die Fantasie der Zuhörenden zu finden, dann wäre es noch besser!

In eingestreuten Plaudereien ließ Felix Koch den diplomatischen Telemann aufscheinen, wie ihn die von Dr. Ann Barbara Kersting-Meuleman aus Beständen der Universitätsbibliothek zusammengetragene Ausstellung „Die Stadt als musikalisches Netzwerk“ bestaunen lässt, die noch bis zum 17. November im Holzhausenschlösschen zu sehen ist: Im Collegium musicum ermunterte der städtische Musikdirektor und Kapellmeister zweier Kirchen die Frankfurter Bürger, sich im angeleiteten Selbststudium die musikalischen Neuerungen ihrer Zeit, unter anderem die barocke Oper, anzueignen. In Personalunion lieferte der fruchtbare Komponist im Selbstverlag herausgegebenes Notenfutter für gesellige Hausmusik.

Indem Koch vor jeder der Kantaten die Ohren für Telemanns musikalische Textausdeutung spitzte, etwa für die Darstellung von Ewigem Leben in unstrukturierbaren Sechzehntel-Ketten, machte er Appetit auf das noch bis Samstag im Holzhausenschlösschen stattfindende internationale Symposion „Der Komponist als Chronist: Telemanns Gelegenheitsmusik als musikalisches Tagebuch“, das bei freiem Eintritt ein Stück Verflechtung von Musik und Zeitgeschehen verfolgen lässt, das sich möglicherweise nicht auf die Textauswahl beschränkt, sondern in die Musik hineinstrahlt.

Näheres: http://telemann.info.

DORIS KÖSTERKE