Klangbaden in Wiesbaden – Ensemble Mattiacis

Leichtfüßige Barockklänge entführen ins Land der Elfen: Das Maskenspiel „The Fairy Queen“ von Henry Purcell (1659 – 1695), inspiriert von Shakespeares Sommernachtstraum, badet Seele und Sinne in dessen Atmosphäre. Im Rahmen der Wiesbadener Maifestspiele erlebte das zu seiner Zeit sehr erfolgreiche Werk eine begeistert gefeierte konzertante Aufführung im Wiesbadener Foyer des Staatstheaters durch das Ensemble Mattiacis. Thomas de Vries, Gründer und Leiter des am Staatstheater beheimateten Ensembles, spielte unterm Dirigieren bisweilen die Truhenorgel.

Atmosphäre des „Sommernachtstraum“

Das anonyme Libretto teilt Shakespeares verwickelte Handlung in autarke Episoden: Mutmaßlich verlangte Purcell von seinem Publikum nicht, dass es für zweieinhalb Stunden auf der vordersten Stuhlkante saß. Wohl aber von den Musikern: Jeder der 54 „Nummern“ verlangt, dass der meist virtuose Notentext anders aufbereitet, anders phrasiert, anders verziert wird. Das Einstudieren lag in den Händen von Christian Pfeifer, einem gründlich hinterfragenden Kenner barocker Musik. Seine Detailfreude zeigte sich etwa in den kleinen Glissandi, die im ersten Akt den verschwimmenden Blick des betrunkenen Dichters empfinden machten. Pfeifer begleitete den Abend am Cembalo.

Ein Hoch dem Basso Continuo

Abwechslungsreich färbt Purcell die Klangbilder mal mit Solo- und Ripieno-Streichern, Barockoboen, Blockflöten, Barocktrompeten und Schlagwerk ein. Aber die Continuo-Spieler, an diesem Abend vor allem Toshinori Ozaki auf Chitarrone und Barockgitarre und die ebenfalls hellwach mit den Solisten atmende, hoch virtuos begleitende Cellistin Daniela Wartenberg, waren in jedem Stück gefragt und prägten die liebevoll heitere Atmosphäre des Abends. Tänzerisch bewegt verstärkte ein kleiner schlagkräftiger Chor die Atmosphäre unverfänglicher Leichtigkeit.

Der Altus als rustikale Geliebte

Unter den Gesangssolisten beeindruckte der schwarze Bass von Philipp Mayer als bitterer Winter und als Corydon, Liebhaber der kokett sich zierenden Mopsa, aufs Köstlichste dargestellt vom Altus Gert Hohmann. Den letzten Akt entrückt Purcell in einen chinesischen Garten, in ein Paradies ohne Arbeit und Sachzwänge. Im blitzsauberen Ornamentieren ließ Trompeter Hans-Martin Rux-Brachtendorf den Himmel auf Erden fühlen, der Chor besang das pure Glück. Nur der Gott der Ehe hat keine Lust mehr auf seinen Job, weil die Liebe, so sie nicht von Anfang an geheuchelt sei, die Hochzeitsnacht kaum überdauere.

Lustloser Gott der Ehe

Die Leichtigkeit des Abends gebot jedoch allen Mitwirkenden, ihn in zumindest einem einzigen Fall noch einmal zu motivieren. Diesen einzigen Fall konnte – nur eine von den dramaturgischen Delikatessen des Werkes – jeder im Publikum, beschwingt von den Spielformen der Musik und dem Segen des Chores, auf sich selbst beziehen

DORIS KÖSTERKE
18.05.2019