Bang On A Can @ Villa Musica, Frankfurter Hof, Mainz

Sie wollten gute Musik schreiben. Aber für wen? An amerikanischen Elite-Universitäten ausgebildet verzweifelten drei junge, eng miteinander befreundete Komponisten am Musikgeschmack New Yorker Kunstfreunde, die sich für die Avantgarde anderer Kunstgattungen begeisterten, aber erschreckend minderwertige oder rückwärtsgewandte Musik auf sich einwirken ließen. Um dem entgegen zu wirken, gründeten Julia Wolfe, Michael Gordon und David Lang 1987 in New York das Festival Bang On A Can. Es entwickelte sich rasch zu einem ausstrahlungsreichen Anlaufpunkt für Macher und Genießer zeitgenössischer Musik.

Die Landesstiftung Villa Musica hat das Hausensemble dieses Festivals, THE BANG ON A CAN ALL-STARS eingeladen, eine Woche lang mit ihren Stipendiaten zu arbeiten. Als Auftakt stellte sich das Ensemble im Frankfurter Hof in Mainz mit einem Konzert vor, das sein Kontrabassist Robert Black launig als „Greatest Hits“ beschrieb: das heißt, dass dieses Programm längst nicht die aktuelle stilistische Bandbreite des Festivals repräsentiert. Umrahmt von zwei Altmeisterstücken der Minimal Music, Electric Counterpoint von Steve Reich und Closing von Phil Glas, erklang jeweils ein Stück von jedem der drei Festivalgründer, die die Konzeption des Festivals noch immer gemeinschaftlich tragen.

Sunray von David Lang (*1957) klang in der Tat wie gleißendes Licht in wechselnden Schattierungen. In Believing von Julia Wolfe (*1958) arbeiteten sich Kantilenen von Cello (bezaubernd: Ashley Bathgate!) und Kontrabass aus dem virtuos pulsierenden Klangstrom. In For Madeline von Michael Gordon (*1956), einem Requiem für seine Mutter, ließen Glissandi an ein Klagegebet, Tremoli an eine Balalaika und E-Bow-Klänge des E-Gitarristen Derek Johnson an Urwaldvogelkonzerte denken. Von der Minimal Music übernommen hatten alle drei Komponisten die nahezu maschinenartig hämmernde Energetik und rhythmische Muster, die sich gegeneinander verschieben: Wer im Rhythmus der Musik mit dem Kopf wippte, geriet bald aus dem Takt. Sie schaffen eine psychedelische Mischung aus Konzentration und Irritation, die sich für Musiker und Zuhörer in einen Zustand der Erfrischung auflöst.

Während seiner Residenz auf Schloss Engers gibt das Ensemble zusammen mit den Stipendiaten der Villa Musica jeden Abend um 18 Uhr ein Kurzkonzert. Das vierstündige Abschlusskonzert findet am Samstag, den 26.11. ab 18 Uhr im Frankfurter Hof Mainz statt. Da darf auch raus- und reingegangen werden. Denn die Musiker müssen sich bei dieser Musik dermaßen stark konzentrieren, dass es sie kaum stören wird.

DORIS KÖSTERKE