Ben Kim beim Rheingau Musik Festival

„Next Generation“ – Ben Kim erhielt den LOTTO-Förderpreis

Mit einem reinen Etüden-Programm stellte sich der amerikanische Pianist Ben Kim im Fürst-von-Metternich-Saal auf Schloss Johannisberg vor, bevor er den LOTTO-Förderpreis des Rheingau Musik Festivals 2017 entgegennahm. Je zwei Inventionen und Sinfonien (Nr. 12 und Nr. 14, A-Dur und a-Moll) von Johann Sebastian Bach spielte er ohne (Finger-) Pedal, mit konsequent durchhörbar gegeneinander geführten Stimmen und einem Gesichtsausdruck beim Blick auf seine Hände, der auf eine von blühender Fantasie unterstützte Mnemotechnik schließen ließ.

Mit spürbarem Vergnügen am einkomponierten Humor folgten alle sechs Études, Livre I von Debussys in Hochgeschwindigkeitspräzision. Nach dem letzten dieser aus Fingerübungen entwickelten Klangfarbengemälde erhob sich der junge Pianist mit schelmisch sprühendem Lächeln.

Die Begeisterung über seine Pianistik in Verbindung mit dem blankgeputzten Jazz-Idiom der Concert Etudes op. 40 von Nikolai Kapustin wollte sich in einem Zwischenapplaus entladen, aber er wollte sich wohl die Konzentration nicht zerschlagen lassen und startete entschieden durch zur nächsten.

In den Symphonische Etüden op. 13 von Robert Schumann gefielen gut verdeutlichte Unterscheidungen zwischen Haupt- und Nebenstimmen, Substanz und Verzierung inmitten vollgriffiger Raserei. Die darin kondensierten syphilitischen Phantasien referierte Ben Kim aus der sicheren Entfernung eines genüsslichen Hirntrainings mit auditivem Feed-back.

Christoph Eschenbach hatte den 1983 in Portland, Oregon geborenen Pianisten für den mit fünfzehntausend Euro dotierten hessischen LOTTO-Förderpreis vorgeschlagen. Als Franziska Reichenbacher die Begründung der Jury verlas erfuhr man, dass Ben Kim keineswegs nur Klavier spielt, sondern sich auch von hochalpinen Klettertouren und „dem ganz normalen Leben“ inspirieren lässt. „So viel Natürlichkeit, sympathische Ausstrahlung und angenehme Bescheidenheit gepaart mit größter Virtuosität erlebt man nur sehr selten bei einem Spitzenmusiker“, hieß es in der Begründung der Jury.

DORIS KÖSTERKE