Der Komponist Ernst von Dohnányi (1877-1960) stand im Zentrum des Konzerts „Seelenverwandtschaft“ von Sofja Gülbadamova im Neu Isenburger „Haus zum Löwen“. Die vielfach ausgezeichnete Pianistin erzählte aus dem Leben des Ungarn, der sich, indem er Juden half und Bartòkisten wie Nazis und Kommunisten die Gefolgschaft verweigerte, in fundierter Weise musikalisch, ethisch und politisch streitbar zeigte, bis er über eine journalistische Falschmeldung aus seinem erfolgreichen musikalischen Leben gemobbt wurde. Die Klangsprache seiner 1902/03 entstandenen Rhapsodien op. 11 schien, zumal in der Sturm- und Drang-Interpretation der 1981 in Moskau geborenen Pianistin, über ihre Zeit hinauszuweisen und in ihrer ans Groteske grenzenden Ausdruckswut die weltpolitischen und persönlichen Katastrophen vorwegzunehmen.
Ihr Motto führte Sofja Gülbadamova weiter aus, indem sie den oft als Brahms-Epigonen abgetanen Dohnànyi mit Brahms–Bearbeitungen umgab. Darunter waren der von Brahms selbst für Clara Schumann bearbeitete Zweite Satz aus seinem Sextett op. 18 und Dohnànyis pianistisch schlüssige Bearbeitung des Rondo alla Zingarese aus op. 26. Zugabe war Griegs „Ich liebe dich“.